Anders als die zuvor genannten Betriebssystem-Typen, erschaffen Emulatoren nicht nur ein künstliches Abbild des gewünschten Betriebssystems, sondern auch die dafür notwendige Hardware-Umgebung. Sie sind also weit mehr, als nur ein Betriebssystem, sie sind in der Tat ein eigenes Computersystem.
Emulatoren kommen meistens dann zum Einsatz, wenn es darum geht, exotische - und meist nicht mehr verfügbare Computersysteme - darzustellen. Hierzu zählen beispielsweise Spiele-Konsolen, deren Hardware- und Software-Umgebung sich grundlegend von der eines klassischen Systems unterscheidet und welche sich mittels eines passenden Emulators zum Leben erwecken lassen. Sehr bekannt sind auch sogenannte Terminal-Emulationen. Mittels denen man, von einem klassischen Rechner aus, einen exotischen Großrechner ansprechen kann. Denn andernfalls müsste man noch ein reales Terminal (Monitor, Tastatur und Schnittstellen-Hardware) betreiben, um solch alte Großrechner steuern zu können.
Emulatoren bieten sich aber auch als reine Hardware-Emulatoren oder auch Prozessor-Emulatoren an. Da ihr Code oftmals nicht mehr emuliert sondern direkt ausgeführt wird, bezeichnet man sie dann nicht mehr als Emulatoren sondern als virtuelle Maschinen (Virtualizer). Erst ihre genaue Arbeitsweise legt fest, ob es sich hier noch um einen Emulator oder um eine virtuelle Maschine oder gar um ein Mischwesen aus beiden handelt. In jedem Fall stellen sie eine künstliche Umgebung, auf die man ein dafür passendes Betriebssystem installieren kann. So lassen sich beispielsweise mehrere Betriebssysteme (Windows, Linux, Unix, etc.) dank eines Emulators oder dank einer virtuellen Maschine innerhalb eines anderen Betriebssystems installieren und betreiben.
Hierbei sollte man die Lizenzbestimmungen der lizenzpflichtigen Betriebssysteme nicht außer Acht lassen. So ist beispielsweise Windows Vista (Home Premium und Business) nur jeweils einmal installierbar und zwar wahlweise als grundlegendes Betriebssystem oder innerhalb einer virtuellen Maschine. Möchte man eine virtuelle Windows-Maschine auf einem Windows-Rechner aufsetzen, dann ist eine zweite Lizenz notwendig. Ausnahmen gibt es aber auch, wie beispielsweise bei Windows Vista Ultimate, wo eine reale und parallel dazu eine virtuelle Installation erlaubt ist. Ebenso auch bei Windows Vista Enterprise, wo bis zu vier virtuelle Maschinen mit der selben Lizenz betrieben werden dürfen.
Virtuelle Maschinen und Emulatoren
Bei AROS handelt es sich eigentlich um ein freies Betriebssystem, welches kompatibel zu AmigaOS 3.1 umgesetzt wird. Lauffähig ist es aber vorwiegend als Emulator, der wahlweise auf Linux oder Windows aufsetzt.
Hierbei handelt es sich um einen x86er-Emulator, der auf zahlreichen Betriebssystemen lauffähig ist und unter dem man auch beliebige Betriebssysteme einrichten kann.
Die DOSBox ist vermutlich der beliebteste DOS-Emulator überhaupt. Seine hohe Kompatibilität garantiert beinahe schon die Lauffähigkeit einer jeden DOS-Anwendung. Darüber hinaus ist die DOSBox unter zahlreichen - und auch exotischen - Betriebssystemen lauffähig (Windows, Linux, FreeBSD, Mac OS X, OS/2, BeOS, etc.). Sehr praktisch ist dabei auch die Justierbarkeit der Rechner-Geschwindigkeit. Wer also seinen DOS-Anwendungen oder auch DOS-Spielen einen zweiten Frühling bescheren möchte, kann dies dank der DOSBox tun.
Obwohl der Name DOSEMU darauf hindeutet, dass es sich hierbei um eine Emulation handelt, ist DOSEMU viel eher eine virtuelle Maschine, da die jeweiligen DOS-Anwendungen direkt auf dem Prozessor ausgeführt werden. DOSEMU eignet sich daher vor allem für DOS-Anwendungen mit einem hohen Bedarf an Rechenleistung, da durch die fehlende Emulation der Prozessor effektiver ausgelastet werden kann. Lauffähig ist die DOSEMU aber leider nur unter Linux.
Mit MESS lassen sich über 100 alte Spielekonsolen und Heimcomputer emulieren. Zu den bekanntesten zählen die PlayStation, der Gameboy, Gameboy Color, der C64, Amiga, Atari Lynx, Atari Jaguar, Mega Drive, Game Gear, Nintendo 64, NES, 3DO und viele mehr.
Mit PearPC lassen sich ältere Macintosh-Systeme (G3 und G4) virtuell auf x86er Rechnern nachbilden (Windows und Linux). Da Apple mit seinem Macintosh mittlerweile selbst auf die x86er Plattform umgeschwenkt ist, besteht für PearPC weniger Bedarf, so dass diese Anwendung nicht mehr weiter entwickelt wird.
Bei QEMU handelt es sich um eine virtuelle Maschine, die nicht nur eine x86er Plattform darstellen kann (32bit und 64bit), sondern auch Exoitische, wie zum Beispiel ARM, PowerPC oder Sparc. QEMU läuft unter Linux wie auch unter Windows. Mittels eines DOS Extenders ist es auch unter DOS (z.B. FreeDOS) lauffähig. Portierungen sind darüberhinaus auch für OpenSolaris und Mac OS X verfügbar.
Anders als andere virtuelle Maschinen dient ScummVM nicht der Nachbildung einer Hardware-Umgebung, sondern eher der Nachbildung einer Spiele-Engine. Die original Spiele-Engine die beim Spiel das Fundament bildet, wird einfach übergangen. So dass lediglich die Inhalte des Spiels (Grafik, Musik, etc.) direkt von ScummVM verarbeitet und ausgegeben werden. Das Resultat ist ein funktionierendes Spiel, dass jedoch auf einer anderen bzw. einer gewünschten Plattform ausgeführt wird (Windows, Linux, Mac OS X, etc.).
Für die ganz-ganz alten Hasen bietet SIMH eine Emulation älterer Großrechner an. SIMH kann dabei auf zahlreichen Betriebssystemen installiert werden (Linux, Windows, Mac OS X, FreeBSD, etc.) und wird regelmäßig um weitere Urgesteine ergänzt.
Die VirtualBox kommt aus dem Hause Oracle (ehemals Sun Microsystems) und ist für den privaten Gebrauch kostenlos. Sie ist äußerst mächtig und funktionsstark und zählt daher auch zu den beliebtesten virtuellen Maschinen. Interessant ist, dass sich beliebig viele virtuelle Maschinen parallel betreiben lassen. Voraussetzung ist lediglich genug Rechenleistung und Arbeitsspeicher. Unterstützt werden als Wirts-System Windows, Linux, Mac OS und OpenSolaris.
Microsofts eigene virtuelle Maschine hört auf den Namen Virtual PC und läuft in der aktuellsten Version nur unter Windows. In der Vergangenheit gab es noch eine Ausführung für Mac OS, doch deren Entwicklung wurde eingestellt. Virtual PC ist in mehreren Versionen erhältlich, die sich je nach verwendetem Betriebssystem unterscheiden (Windows XP, Windows Vista, Windows 7, etc.). Was die Nutzung von Virtual PC gemeinsam mit einem virtuellen Windows anbelangt, ist hier zu berücksichtigen, dass die Lizenzpolitik von Microsoft eine Zweitnutzung einer Windows-Lizenz nur bei speziellen Betriebssystem-Ausführungen gestattet (z.B. bei Windows Vista Ultimate oder Windows Vista Enterprise). Wer also ein Windows auf seine virtuelle Maschine installieren will, dass nicht in die oben genannte Kategorie fällt, muss gegebenenfalls eine separate Windows-Lizenz dafür erwerben. Ähnliches gilt für den Windows-XP-Mode den man unter Windows 7 installieren kann. Dieser ist nur für Windows 7 Professional und für die Windows 7 Ultimate zugänglich.
Der VMware Player ist eine stark abgespeckte Version der VMware Workstation, dafür allerdings auch kostenlos nutzbar. Es handelt sich beim VMware Player um eine virtuelle Maschine, die auf Windows und Linux aufsetzen kann. Hierbei werden nur vorkonfigurierte virtuelle Maschinen angeboten, so dass, bedingt durch diese und andere Einschränkungen in der Flexibilität, der VMware Player nicht unbedingt die erste Wahl darstellt.